Schönlein, wie wir bereits erfahren haben, ein engagierter Gärtner und Freund des selbst gezogenen Obstes, erging sich in mancherlei botanischen Experimenten. Eine sprichwörtliche Frucht dieser oft prämierten und seitens Bamberger Gärtner anerkannten Unterfangen war seine Jostabeere.
Obzwar diese Frucht nach bisheriger Lehrmeinung dem Botaniker und Rassenhygieniker Erwin Baur zugeschrieben wird, liegen Dr. Görlitz Hinweise vor, dass Johann Lucas Schönlein diese Kreuzung aus Schwarzer Johannisbeere (ribes nigrum) und Stachelbeere (ribes uva-crispa) bereits 1860 in Bamberg gelungen war. Einen Hinweis auf die erste Ernte finden wir in einem Briefwechsel mit Karl Remeis, der den Bambergern als Astronom bekannt ist.
„Lieber Schönlein,
es drängt mich Ihnen neuerlich Dank und Lob auszusprechen ob der fürthrefflichen Marmelad, die Ihr uns habt zukommen lassen. Es ist, so sei euch treulichst versichert, Ihnen ein botanisch und geschmacklich Meisterwerk gelungen mit der Kreutzung von Johannis- und Stache
lbeer. Genossen hab ich die Marmelad auf meiner Terrasse, die Stadt überblickend.
Der Ehr sich wohl bewusst, von erster Ernt ein Glas bekommen zu haben, grüßt euch euer Freund, Karl Remeis.
Bamberg, 11.07.1861″




Erwiese sich dieser Brief als authentisch, müsste man die Geschichte der Jostabeere neu schreiben und die Botanik zu Schönleins Meriten hinzufügen. Und die Jostabeere feierte ihren 160. Geburtstag. Wir gratulieren!